Die offizielle Umbenennung eines Erdzeitalters
Erdgeschichtlich ist die Zeit, in der wir leben, ein sehr kleiner Moment. Zöge man einen Vergleich und setzte das Erdzeitalter auf einen Tag, dann würde das Erdzeitalter, das als Holozän bekannt ist, und in dem die Menschen anfingen Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, bis jetzt 0,2 Sekunden von 24 Stunden ausmachen.
Dazu diese beiden Grafiken Quelle Wikipedia.
Wissenschaftler empfehlen, unser aktuelles geochronolgisches Erdzeitalter umzubenennen – Zu Anthropozän
Aus Holozän („Nacheiszeit“) wird jetzt das Anthropozän (das „menschengemachte Neue“) und seit einiger Zeit hat sich das herumgesprochen.
Jemand, der diesen Gedanken auch sehr gezielt beförderte, ist Sabine Thie-Olliges. Im Mai 2018 startete die Cloppenburger Lehrerin die Umweltaktion Mensch Jetzt! An ihrer Schule hat sie die „Global Goals“, 17 Ziele der UN-Bildungsorganisation zu einer nachhaltig lebenden Gesellschaft, in den Unterricht getragen, lange bevor die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg zur Symbolfigur der jungen Klimabewegung Fridays for Future wurde.
Ihr Engagement kam durch eine Begegnung mit Erziehungswissenschaftler und Zukunftsforscher Prof. Dr. Gerhard de Haan, als sie ihn in einem Telefonat fragte, „wieviel Zeit sie noch hätten“, und der dann mit einer schockierenden Aussicht aufs Ende das Planeten antwortete. „Dabei wollte ich nur wissen, wie lange wir miteinander telefonieren könnten. Danach war ich fix und fertig“, so die Lehrerin und Mutter. Aus diesem Erlebnis zog sie Konsequenzen und daraus erwuchsen einige Aktivitäten. Eine davon war Mensch Jetzt!
Wir sind ein Wimpernschlag in der Geschichte, doch die Auswirkungen sind für immer.
1) Das Anthropozän
2) Die Situation
3) Das Projekt
4) Die Maßnahmen/Umsetzungen
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1) Das Anthropozän
Das Anthropozän ist Ausdruck des menschlichen Einflusses auf seinen Planeten. Wissenschaftler (35. geologischer Kongress in Kapstadt. 2016) empfehlen das gegenwärtige Erdzeitalter, in dem wir leben, das HOLOZÄN, umzubenennen ins ANTHROPOZÄN. Der Wissenschaftler Paul Crutzen hat hier als einer der ersten erkannt, dass der Mensch stärkster Treiber für die Zerstörung der Erde ist und nannte das Phänomen „Anthropozän“: „Das menschengemachte Neue“.
Dinge in ihrem Zusammenhang zu sehen – das machen wir heute eher selten. Es ist die Tragik unserer Zeit, dass Spezialisten die Wirklichkeit in winzige Teile zerlegen und die Öffentlichkeit sich in der Kurzfristigkeit und Gegenwärtigkeit des Augenblicks verliert. Kritische Theorien, die gesellschaftliche Entwicklungen längerfristig zu deuten versuchen, werden dabei häufig aus persönlichen, nationalen oder wirtschaftlichen Gründen an den Rand gedrängt. Dem gegenüber ist die Zeit zum Umdenken, zum Handeln, in einer Gesamtsicht längst gegeben.
2) Die Situation zu Klimawandel & Nachhaltigkeit
Seit Milliarden von Jahren hat sich die Erde mit den darauf befindlichen Lebewesen unter den Einflüssen des Universums entwickelt. Der Mensch musste sich diesen Entwicklungen anpassen. Heute ist er zu einem Faktor auf dieser Erde geworden, der die Entwicklung durch die Industrialisierungsprozesse maßgeblich beeinflusst.
1992 wurde in Rio de Janero von fast allen Staaten ein Umwelt-Aktionsprogramm für die Welt, die Agenda 21, beschlossen. Politik und Wirtschaft erfüllen die dort gesetzten Ziele auch nach 25 Jahren noch nicht.
Die Auswirkungen unseres „ökologischen Fußabdruckes“ sind allgemein noch nicht bekannt bzw. werden nicht angenommen. Demgegenüber formulieren entscheidende Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik immer häufiger auch mit drastischen Worten die Situation:
Dr. August Oetker sagte als Chef eines großen weltweit agierenden Lebensmittelkonzerns im Jahr 2012: „Würden sich alle Menschen so ernähren wie wir heute, bräuchten wir einen zweiten Planeten. Die unveränderte Fortführung des jetzigen Lebens wird in absehbarer Zeit zu einem Kollaps führen. Wir müssen handeln und einen Beitrag zur erforderlichen Bewusstseinsveränderung der Menschen leisten.
Die Zeit zum Handeln ist längst da, jeder kann in seinem Umfeld beginnen.“
5 Jahre später im Jahr 2017 führt der CSU-Entwicklungshilfeminister der Bundesrepublik Deutschland Gerd Müller am 16. Juli im Deutschlandfunk aus:
„Wir führen den Planeten an den Rand der Apokalypse! Der Konsum der Industrieländer erfordert Ressourcen von zwei bis drei Planeten.“ Auch er spricht sich für eine nachhaltigere Politik aus.
Der Klimawandel ist nicht ausschließlich ein natürlicher Prozess, heutzutage wird die Erderwärmung maßgeblich durch den Kohlendioxid-Ausstoß beschleunigt, der sich im Lebenswandel und dem industriellen Vorgehen -auch in der Agrarpolitik- zeigt. “State of Food Insecurity in the World” zeigt im FAO 2015 auf: „Weltweit hungern 795 Millionen Menschen, 2 Milliarden leiden an Mangelernährung. Bis 2050 steigt die Weltbevölkerung auf über 9 Milliarden Menschen an.
Dies führt -unter heutigen Bedingungen- zur Verdoppelung der Lebensmittelherstellung. Allein die Fleischproduktion muss sich von aktuell 311,6 Mio. Tonnen auf 455 Mio. steigern, obwohl bereits jetzt 70 % der Landfläche für Nutztiere verwendet und 35 % der Getreideernte an Nutztiere verfüttert wird.“
Es wird eine Verdoppelung der Lebensmittelproduktion geben, weil die Schwellenländer ihren Lebensstandard erhöhen, d.h. mehr Fleisch, mehr Süß und sehr viel mehr Energie.
Mehr Anbauflächen für Tierfutter (z.B. für Soja) werden benötigt, dazu wird Regenwald abgebrannt (aktuell pro Minute 2 Fußballfelder). Von 2005-2015 war das eine Regenwaldmenge, die 80-120 Millionen Tonnen CO2 aus der Luft filtern könnte. Der Filtereffekt fehlt für alle Zukunft, doch der CO2 -Ausstoß steigt ständig an. Wir benötigen für die Produktion von 1 kg Rindfleisch 15.500 Liter Wasser, Rindfleisch wird z.B. bei Edeka für
4,44 € angeboten. Im Gegensatz dazu haben Insekten einen sehr hohen Eiweißgehalt, der Wasserverbrauch liegt bei 3-6 Liter/kg tierischen Eiweißes. Ein Umdenken wird und muss kommen.
Zahlreiche renommierte Wissenschaftler forschen und veröffentlichen zu dem Thema, werden aber zu wenig wahrgenommen und von der Politik zukunftsorientiert in eine nachhaltige Entscheidungsfindung integriert. Ein Grund dafür ist die Verantwortung der Politiker für ihren nationalen Bereich.
So lautet die Eidesformel für den Kanzler der Bundesrepublik Deutschland: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“ Es ist, wie bei allen anderen Staatschefs dieser Erde, nicht die Rede von einer globalen Verantwortung, obwohl eine Gesamtsicht im Anthropozän notwendig wäre.
Was sagen Wissenschaftler zu Nachhaltigkeit und CO2?
Prof. Dr. Gerd de Haan, (deutscher Erziehungswissenschaftler, Zukunfts- und Bildungsforscher, Professor an der Freien Universität Berlin zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung im Institut Futur, Initiator der Transfer-21 Umweltschulen in Europa, ehem. Vorsitzender des deutschen Nationalkomitees der UN – Dekade. „ Bildung für nachhaltige Entwicklung“) fordert Maßnahmen, die zur Reduktion des CO 2 -Ausstoßes führen.
Der unauffälligste CO 2 -Ausstoß im Haushalt stehe, so Prof. Dr. de Haan, mit der elektrischen Energie in Verbindung. Allein in Deutschland könnten zwei leistungsfähige Kraftwerke abgeschaltet werden, wenn Geräte nicht auf „Stand-by“ stünden.
Prof. Dr. Pakula vom Fachbereich Ökotrophologie der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach stellt vor, dass allein durch die Verlegung der Energieverbräuche und die damit verbundene Reduzierung der Stromspitzen europaweit 6 Kohlekraftwerke abgeschaltet werden könnten.
Anthropozän-Forscher im deutschen Museum fordert:
Prof. Dr. Reinhold Leinfelder (Geologe, Anthropozän-Forscher an der freien Universität Berlin, ehem. Gründungsdirektor des Hauses der Zukunft/Berlin, Kurator der Anthropozän-Ausstellung im Dt. Museum/München, Mitglied der internationalen Anthropocene Working Group) fordert in der Ausstellung im Deutschen Museum:
„Der Verbraucher muss erkennen, lernen, umdenken und handeln.“ Leider hat Umweltschutz in Luxusgesellschaften kaum Relevanz. Eine treibende Wirtschaft in einem vernetzten System aus Gewinn, Spekulationen, politischer Klientelbefriedigung, Korruption und Verdrängung der Realität zeigt die Handlungssituation in der Welt. Die Fleisch- und Spritpreise, Urlaubsreisen, Kleidung u.v.m. sind zu überdenken und in eine globale Handlungsmatrix zu überführen. Wir leben auf Kosten der 3.Welt! Leider werden gerade bei den dort lebenden Menschen die globalen Sünden der Industrieländer am ehesten sichtbar. Der Linkenpolitiker Gregor Gysy meint: „Wir produzieren das Elend und wundern uns, dass das Elend bei uns anklopft.“
Unser derzeitiger ökologischer Fußabdruck verursacht eine globale Katastrophe, die neben geographischen Regionen wie der Antarktis in den Bereichen der Erde schon heute beginnt, die zu arm sind und zu wenig Lobbyinteressen haben, um es anzuprangern.Der Meeresspiegel steigt, die Fidschiinseln beginnen im Meer zu versinken.
Die Wasserknappheit tritt vornehmlich in Regionen der 3. Welt auf. Armut und die Möglichkeit der Erfüllung von Existenzbedürfnissen vieler Menschen führen zu starken Süd-Nord-Migrationsbewegungen.
Diese sind bereits heute bei einer Bevölkerungsverdopplung in Afrika, ein Entwicklungsland in dem 41% der Menschen unter 15 Jahre alt sind, durchaus jetzt schon erkennbar.
Der Benchmark, die Betrachtung der Gesamtsituation der Welt, wird von den Industrie- und Wirtschaftsnationen verdrängt, weil er die bestehende Lebenssituation verändern würde, obwohl das Wissen darüber längst vorhanden ist. Auch in den Industrienationen wie Deutschland werden die stattfindenden Veränderungen in unserer „Welt des Anthropozäns“ die jungen Menschen und deren nachfolgenden Generationen elementar treffen.
So ist es unsere Aufgabe, die Menschen für Ihre Nachkommen und deren Lebensverhältnisse auf der Erde zu sensibilisieren.
Die Jugend muss Forderungen für Ihre Zukunft erheben und zu einem Bollwerk der Verhaltensänderung werden.
Darum setzt dieses Konzept an Schulen an und möchte junge Menschen künstlerisch-musikalisch erreichen, um ihnen dabei ihre Zukunftsproblematik bewusster zu machen.
3) Projekt an Schulen:
Schulen sollen sich -angeleitet durch künstlerische Umwelt-Musik-Projekte- vernetzen, sich gegenseitig austauschen, sowie miteinander Handeln, um die Problematik des Anthropozäns der Öffentlichkeit motivierend und auffordernd darzustellen.
- „Mensch! Jetzt!“ präsentiert beginnend an deutschen „Umweltschulen“ ihr Klimaschutzprojekt, indem eine kleine Schulkunstausstellung, angelehnt an die Sonderausstellung des deutschen Museums (2016) „Willkommen im Anthropozän!“, exemplarisch vorbereitet wird.
- „Mensch! Jetzt!“ bewirbt den Ausstellungstitel „Willkommen im Anthropozän!“, indem Schüler und Lehrer gemeinsam populäre Musiker in eine Schulkunstausstellung einladen und in einem Workshop exemplarisch eine Vernissage vorbereiten.
- „Mensch! Jetzt!“ zeigt die Möglichkeit für „Nachhaltige Entwicklung an Umweltschulen“ auf, indem sich Schüler Gedanken zu dem Thema „Anthropozän“ machen und die Ergebnisse im Rahmen eines Aktionstages mit den Projektinhalten und dem Team an den Schulen präsentieren.
- „Mensch! Jetzt!“ engagiert sich, indem eine digitale Plattform entsteht, auf der Musik, Kunst, Wissenschaft sowie Schulen miteinander vernetzt werden. So dass Interessierte sich einbringen können, digital im Sinne des Projektes werben und über Social Media (FB, Twitter) eine Initiative entsteht.
4) Projekt Team:
Sabine Thie-Olliges, Lehrerin – Projektkoordinatorin:
verantwortlich für Kontakte, Künstlerische Ausstellung, Darstellung, Lehrerin an der Anne-Frank Schule Molbergen, Umweltschule in Europa, Internationale Agenda 21 Schule.
John Winston Berta, Künstler, Musiker:
Verantwortlich für musikalische Gestaltung, Gesangseinlagen, Musikinhalte, Leadsänger von „Hagelslag“ (Hannover).
Uwe Grebe, Dipl. Ing/ Managementtrainer:
Verantwortlich für Vorträge, Workshops, Seminare zum Thema.
Gestaltung des Logos:
Willi Beuse
(Dipl. Grafik Designer, Chef-Designer Überseemuseum Bremen 1981-1993)
5) Die Maßnahmen / Umsetzungen
Aktionstage:
Schulen erkennen bzw. werden animiert, dass das Thema elementar und wichtig ist. Das Thema wird in verschiedenen Klassen bearbeitet, die Ergebnisse werden an einem Aktionstag der Schule vorgestellt und in den lokalen Medien veröffentlicht.
Veranstaltungen:
Das Thema wird mit VIP-Unterstützung von bekannten Bands, NGO`s, Instituten, Verbänden, politischen Vereinigungen, die die Thematik als elementar und wichtig erachten und sich einbringen möchten sowie dem Team „Mensch! Jetzt!“ veranstaltet. Veranstaltungsorte können Schulen, öffentliche Gebäude, Institute, Verbände, Unternehmen u.a. sein.
Nachsatz:
Das hier vorliegende Projektkonzept ist ein erster Entwurf, der variabel zu sehen ist. Der griechische Philosoph Heraklit sagt: „Panta rhei“. Das Projektteam sieht sich als Startgruppe, die bestrebt ist, Mitstreiter und Unterstützer zu bekommen. Natürlich werden vielschichtige Maßnahmen immer von den finanziellen Möglichkeiten abhängen, so ist der Idealismus für dieses wichtige Zukunftsthema die Triebfeder der Beteiligten. Eine Homepage des Projektes sowie Motivationsflyer sind weitere erste Schritte für die Projektentwicklung.
Unser Bestreben ist, die Beteiligung von Menschen, die sich individuell mit ihren persönlichen Fähigkeiten oder mit materiellen Möglichkeiten einbringen. Das aktuelle Projektteam freut sich auf Dich!
Sabine Thie-Olliges
Uwe Grebe
Februar 2018
Über das Anthropozän werden wir in einer weiteren losen Artikelserie berichten.
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