Seit einiger Zeit ist eine öffentliche und grundsätzliche Debatte über die Richtung entbrannt, in die sich unser Bildungssystem und mit ihm Hochschule, Forschung und Wissenschaft entwickeln. Nahmen Universitäten bislang traditionell auch Funktionen für das Allgemeinwohl wahr, so scheint diese Funktion angesichts des heutigen Übergewichts der Drittmittelforschung auf der Strecke zu bleiben. Bundesregierung, Unternehmerverbände und die Spitze des Wissenschaftsmanagements auf deutscher und europäischer Ebene wollen die gesellschaftlich finanzierten Ergebnisse von Forschung und Entwicklung einseitig den wirtschaftlichen Interessen unterordnen.
Viele glauben, dass uns eine Verwandlung bisheriger Universitäten bevorsteht, durch die diese mehr und mehr in kostengünstige Forschungs- und Entwicklungsabteilungen großer Konzerne verwandelt werden. Die Leistungen derartiger „Elite-Universitäten“ unter der Lenkung der Wirtschaft mögen auf hohem „elitären“ Niveau sein. Es ist jedoch zu befürchten, dass angesichts ihrer vorherrschenden betriebswirtschaftlichen Orientierung Wissenschaft und Forschung weit reichende Einschränkungen bis hin zur Zensur unterliegen werden, die Interessen und Bedürfnisse des Gemeinwohls vernachlässigt oder gar mit Füßen getreten werden.
Angesichts gravierender Probleme in der Natur- und Gesellschaftsentwicklung brauchen wir gerade heute eine Wissenschaft, welche die heutigen Menschheitsprobleme zu lösen imstande ist und den Bedürfnissen des Gemeinwohls gerecht zu werden vermag. Als eine Gegenmaßnahme gegen diese Entwicklung wurde im Oktober 2004 die 1. Offene Universität als ein notwendiger Gegenpol durchgeführt.
Der Gedanke der Offenen Universität ist nicht neu. Nach den Vorstellungen des dänischen Volkserziehers Grundtvig entwickelte sich in Skandinavien seit 1850 die so genannte Heimvolkshochschule, welche ihre Aufgabe in der Vermittlung volkstümlicher Bildung sah.
Die so genannte englische Universitätsausdehnungsbewegung – university extensions – griff das auf, ging aber zugleich weiter: sie wollte wissenschaftliche Erkenntnisse und universitäre Bildung in allen Schichten der Gesellschaft verbreiten. Beide Bewegungen sowie ähnliche Entwicklungen in Holland waren im 19. Jahrhundert Vorbild für das neu entstehende Volkshochschulwesen in Deutschland, das sich in die Abend- und Heimvolkshochschule teilte. Ziel war eine allgemeine Volks- und auch Arbeiterbildung.
Gleichzeitig entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine besondere Form der Arbeiterbildung. Wissenschaft und Forschung, so ihre Betreiber, sollten dem Gemeinwohl verpflichtet sein und die Umwelt-, Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschheit verbessern.
Genau das wollen wir mit der Offenen Akademie. Sie schafft kritischen und fortschrittlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein Forum, ihre Erkenntnisse einem breiten Publikum zur kritischen Prüfung vorzustellen, ohne Zugangsbeschränkungen durch schulische oder akademische Qualifikationen. Sie ist überparteilich, finanziell unabhängig und weltanschaulich offen. Sie ist der Völkerfreundschaft verpflichtet und lehnt faschistisches Gedankengut ab. Sie will
- neue wissenschaftliche Erkenntnisse in verschiedenen Feldern sachgerecht präsentieren,
- die Diskussion neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse jenseits ausgetretener Pfade voranbringen,
- eine wissenschaftliche Weltanschauung und eine breite Bildung auf wissenschaftlichem Niveau fördern,
- die Diskussion über wissenschaftliche Probleme unter angeblich „bildungsfernen Schichten“ nutzen, um die Bildung einer Gegenöffentlichkeit zu fördern,
- und kritischen und fortschrittlichen Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Durchsetzungskraft verschaffen.
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