Solar-Booster zur Einhaltung der Klimaziele

Gastartikel – Nico Paulus

Solar-Booster

zur Einhaltung der Klimaziele

Der Solar-Booster könnte wie folgt aussehen (bei Wohngebäuden):

    • Abschaffung aller willkürlich eingezogener kWp-Grenzen / Keine Eigenverbrauchsumlage
    • Bei der Einspeisung eine garantierte Anfangsvergütung von ~16ct/kWh für 10 Jahre
    • Eine Grundvergütung von 1ct/kWh für weitere 20 Jahre

Aber mal von vorne: In Paris hat die Weltgemeinschaft vor 5 Jahren beschlossen, die menschengemachte Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Anhand dieses Ziels kann geschlussfolgert werden, wie viel CO2 bei gleichzeitiger Einhaltung der 1,5 Grad-Grenze noch ausgestoßen werden darf. Dabei spielt grundsätzlich keine Rolle ob wir im Jahr 2030, im Jahr 2040, im Jahr 2050 oder im Jahr 2060 in einer klimaneutralen Welt leben. Entscheidend zur Einhaltung des Ziels ist ausschließlich, wie viele Gigatonnen CO2 wir bis zu diesem Zeitpunkt der Klimaneutralität noch emittieren (CO2-Restbudget). Diese Tatsache scheint weder der Bundesregierung noch den Landesregierungen klar zu sein. Denn diese orientieren ihre Klimaziele an den Emissionen einzelner Jahre. Gerade das Corona- und Klimaziel-Jahr 2020 zeigt, wie absurd und wenig zielführend diese Betrachtungsweise ist. Außerdem ist abzusehen, dass bei diesem Reduktionspfad das einzuhaltende Budget auf jeden Fall gerissen wird. Am Ende werden diejenigen profitieren, die verstanden haben, dass frühes handeln das Einhalten der Klimaziele deutlich vereinfacht. Die Grafik zeigt mögliche globale Reduktionspfade.

Abbildung 1: globales Emissionsbudget und mögliche Pfade zur Emissionsreduktion, bei gleichzeitiger Einhaltung des Pariser Klimaabkommens (Grafik: Christiana Figueres u. a.: Three years to safeguard our climate. In: Nature. Band 546, 2017, S. 593–595, doi:10.1038/546593a, Quelle: Stefan Rahmstorf/Global Carbon Project; https://go.nature.com/2RCPCRU).

Wenn man das Klimaziel von Paris verstanden hat, wird schnell klar -> wir sollten JETZT sofort einiges in die Waagschale werfen. Damit wir möglichst früh die jährlichen CO2-Emissionen senken. Das schont unser CO2-Restbudget, sodass wir in wenigen Jahren nicht am Pranger der Weltgemeinschaft stehen. Dann blieben uns nur noch deutlich drastischere Mittel als Alleinlösung (Bsp. herunterfahren der Wirtschaft, Mobilitätsverbot, höhere Steuerlast auf Konsum, …)!

Ein wirksames und gesellschaftlich verträgliches Mittel zur Reduktion der Treibhausgasemissionen ist ein schneller Photovoltaikzubau zur Verdrängung fossiler Energieträger! Um es mit Volker Quaschnings Worten zu sagen: „Wir müssen die Dächer voll machen!“ (Quelle: https://www.volker-quaschning.de/downloads/Staffelstein-2018-Quaschning.pdf ). Photovoltaik ist kostengünstig, umweltverträglich und für jeden zu haben.

Die Lösung zur Zündung eines Solar-Boosters ist die garantierte Einspeisevergütung. Das bedeutet, man vergütet unbürokratisch und einfach die Netzeinspeisung aus Photovoltaikanlagen. Mit der Einspeisung verdrängt man automatisch fossilen Strom aus dem Stromnetz.
Das jetzige EEG hat neben bürokratischen Hürden und unnötigen Hemmnissen eine garantierte Vergütung, die zu gering ist, um hohe Zubauraten zu erzielen (Quelle: https://www.photovoltaik.org/foerderung/einspeiseverguetung). Das war von Sigmar Gabriel und Peter Altmaier so gewollt.

Der Investitionsanreiz ist bewusst zu schwach und der garantierte Vergütungshorizont mit 20 Jahren sehr lange. Deshalb baut der Hausbesitzer möglichst kleine und eigenverbrauchsoptimierte Solaranlagen (siehe Foto). Dadurch spart man sich teuren Strombezug (>30ct/kWh) und die PV-Anlage rechnet sich innerhalb weniger Jahre. In Anbetracht dessen, dass unsere Gesellschaft durchschnittlich 46 Jahre alt und fast 30% der deutschen Bevölkerung über 60 Jahre ist (Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1365/umfrage/bevoelkerung-deutschlands-nach-altersgruppen/), ist das Interesse am schnellen Geld zwar verständlich, aber für den Klimaschutz ein problematischer Minimalismus.

Abbildung 2: Optimierter Eigenverbrauch als problematischer Minimalismus (Foto: Johannes Weniger, Quelle: Volker Quaschning Vortrag „Vergesst den Eigenverbrauch“)

Deshalb braucht es ein Werkzeug, welches VOLLE Photovoltaikdächer schnell bezahlt und attraktiv macht. Eine entsprechend hohe Anfangsvergütung erreicht dieses Ziel. Bei ~16ct/kWh rechnet sich eine gewöhnliche Photovoltaikanlage auf dem Wohnhaus innerhalb von 10 Jahren. Ganz egal wie hoch der Eigenverbrauch ist. Selbst bei Volleinspeisung. Durch einen hohen Vergütungssatz entsteht ein wirtschaftlicher Anreiz, die Anlage möglichst großzügig auszulegen. Das wäre ein Solar-Booster, mit dem ein dynamischer Solarzubau angestoßen und bürgernaher Kilmaschutz aktiv befördert werden würde.

Nach spätestens 10 Jahren ist die Anlage abbezahlt und die Einspeisevergütung könnte auf 1ct/kWh abgesenkt werden. Das liegt weit unter der aktuellen Vergütung über 20 Jahre und auch unter dem derzeitigen Börsenstrompreis. Damit würde man nach 10 Jahren einen für die Energiewende wichtigen wirtschaftlichen Anreiz setzen: Die Optimierung des Eigenverbrauchs (Sektorenkopplung) und die Glättung der Erzeugungsspitzen am Mittag.

Warmwasseraufbereitung mit Wärmepumpe, Elektroauto und das Speichern mit einer Batterie werden spätestens dann attraktiv und Solarstrom dringt in andere, bislang fossile Bereiche vor.

Die zweigestuften Vergütungssätze entzerrt die notwendigen Investitionen des „Häuslebesitzers“. Die Finanzierung der Photovoltaikanlage ist schnell erledigt. Erst Photovoltaik und später dann Batteriespeicher und co. Das Modell der Anfangsvergütung setzt klar die Priorität auf die Photovoltaikanlage (direkte CO2-Einsparung durch Energiegewinnung), auf deren Grundlage automatisch weitere Investitionen angeschoben werden. Spannend wird es nach 10 Jahren auch deshalb, weil dann die ersten sogenannte Second-Live-Batterien aus Elektroautos auf dem Hausspeichermarkt erscheinen werden, welche dann womöglich für besonders kleines Geld zu haben sind.

Wenn wir jetzt den Booster zünden, profitieren wir gleich mehrfach. Wir reduzieren schnell die CO2-Emissionen und haben in 10 Jahren neuen Solarstrom für sensationelle 1ct/kWh von den Dächern! Nachfolgende Generationen werden es uns danken!

Auf was warten wir noch? Seid für einen Solar-Booster!


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Kaum Zeit, die Klimaziele einzuhalten. Ein Solar-Booster in Deutschland könnte helfen, Herr Altmaier. https://t1p.de/8v1l

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