Professionelle Klimapolitik statt pubertäre Bastelei

Keine Bastelei für professionelles Arbeiten
Wer nur bastelt sitzt schnell auf dem Trockenen

Die sogenannte Wasserstoffstrategie von Energieminister Altmaier hat einen unverantwortbaren Fehler: das Stückwerk liegt nicht auf dem Pariser Klimaschutzpfad. Konkrete zeitliche Ausbauvorgaben für Erneuerbare Energien und ein CO2-Reduzierungskonzept fehlen komplett.
In diesem Umfeld präsentierte Minister Altmaier seine Anti-Klimaschutzstrategie im BMW-Werk.[1]
Doch wie ist dieses Konzept einzuordnen?
Kinder basteln gerne. Die Resultate sind meist nicht sehr anspruchsvoll und von kurzer Dauer. Wenn allerdings Erwachsene basteln, statt strukturiert zu planen und mit Profihilfe Ziele zu erreichen, kann nichts Gutes dabei rauskommen.
Das gilt natürlich auch in der Politik. Schon FDP-Chef Lindner verwechselte professionelle Politik mit laienhaftem Basteln, indem er „Fridays for Future“ empfahl, in der Schule zu bleiben und die Politik den Profis zu überlassen.
Die sogenannte Wasserstoffstrategie von Altmaier ist ein „Umsatzgarantieplan“ für RWE, BMW, Thyssen und Salzgitter AG. Sein Bastelplan „glänzt“ durch unverbindliche Absichtserklärungen und naiver Ignoranz der drohenden Klimakatastrophe. Ausbaupläne, Ziele und Zeiträume für grüne Wasserstoffherstellung aus Erneuerbaren Energien fehlen komplett.
Für Photovoltaik und Windkraft reichen vorhandene Flächen [2] in Deutschland aus. Wasserstofffabriken [3] sind in der Lage, Deutschland mit CO2-freien Erzeugungsanlagen und Grünem Wasserstoff versorgungssicher mit Energie zu beliefern. Fertige Konzepte für Industrie, Gewerbe und Privatpersonen stehen in den Sektoren Strom, Wärme und Mobilität als wichtige Entscheidungsgrundlagen bereit, z.B. Energiezellenkonzepte vom VDE [4] oder im Fachbuch „Energetisches Gleichgewicht“ [5].
Diese profihaften Konzepte fehlen im Wasserstoffpapier aus dem Wirtschaftsministerium. Stattdessen soll Wasserstoff für die bevorzugten Industrieunternehmen irgendwann in vielleicht fünf Jahren irgendwie erzeugt oder aus fernen Ländern importiert werden.
Herstellungs- und Transportmethoden sowie die geplanten Produktionsmengen pro Jahr sind nicht klar definiert. Wasserstoff soll aber im BMWi-Konzept überwiegend aus klimaschädlichen fossilen Brennstoffen erzeugt werden. Dabei gibt es nur es nur eine Farbe für zukunftsfähige Wasserstoffherstellung: Grün. Punkt. [6]
Professionelle Wirtschaftsstrategien sehen komplett anders aus. Wo bleibt der Masterplan Erneuerbare Energien und Wasserstoff? Werden die über 100 000 durch die Bundesregierung vernichteten Arbeitsplätze in der Branche der Erneuerbaren Energien endlich wieder neu geschaffen?
Aussterbende Dinosauriertechniken wie Braunkohleförderung, Kohlekraftwerke oder klimaschädigende Verbrennungsmotoren werden mit Milliarden Euro durch das unwirksame Konjunkturpaket [7] überschüttet. Die wirtschaftspolitische Logik hierzu ist selbst für Wirtschaftsverbände wie dem Verband der Mittelständischen Betriebe nicht nachvollziehbar. [8]
Dazu kommt noch, dass völkerrechtlich verbindliche Verträge mit Vorsatz nicht eingehalten werden. Jeder Richter muss bei Vertragsbruch urteilen: Pacta sunt servanda. Offensichtlich müssen Staatsverträge zur Rettung der menschlichen Zivilisation durch den Wirtschaftsminister nicht eingehalten werden.
Warum überhaupt betreibt Altmaier eine solch zerstörerische und demokratiefeindliche De-Industrialisierung? Wo bleibt die Klimaschutzoffensive mit Wumms?
Nur CO2-freie Strategien retten uns vor der anrollenden Klimakatastrophe. Altmaiers laienhafte Basteleien gehören nicht dazu.

[1] Bastelstunde Wirtschaftspolitik
[2] Beispiele:
Fächenbedarf
Schwimmende Photovoltaik
Energiewende rocken
[3] Wasserstofffabriken – Fraunhofer-Institut
[4] VDE-Energiezellenkonzept
[5] Fachbuch „Energetisches Gleichgewicht“
[6] Grüner Wasserstoff oder gar nicht
[7] Warum das Konjunkturpaket scheitern muss
[8] Kritik an Altmaier schon älter, aber immer noch wahr und aktuell


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Die sog. Wasserstoffstrategie von Energieminister Altmaier hat einen unverantwortbaren Fehler: das Stückwerk liegt nicht auf dem Pariser Klimaschutzpfad. Konkrete zeitliche Ausbauvorgaben für Erneuerbare Energien und ein CO2-Reduzierungskonzept fehlen komplett. https://energiewende.eu/professionelle-klimapolitik-statt-pubertaere-bastelei/

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Über Juergen Eiselt 15 Artikel
Klimaaktivist von Anfang an - erste Demo gegen Kohlekraftwerke schon Anfang der 1980er Jahre - Ausbildung: - Projektmanager für erneuerbare Energien, inklusive Energieberatungsausbildung - Berufserfahrungen: - Photovoltaikplanungen, Vertrieb und Energieberatungen vor Ort - Kommunikation: Energiefachbuchautor / Publizist - Vorträge und Präsentationen rund um Klimaschutz und erneuerbare Energien - Unterstützung von Umwelt- und Klimaschutzverbände