Mit dem eAuto durch Spanien – eine schlechte Idee

out of order

Wir dachten, wir hätten Erfahrung

Vorbemerkung: Dies ist kein Artikel gegen die Elektromobilität – aber ein Plädoyer für eine Verbesserung der Ladeinfrastruktur und insbesondere der Vereinheitlichung der Bezahlsysteme in Europa.

Nachdem unsere Reise letztes Jahr mit dem Peugeot eTraveller von Heidelberg nach Rom, gestreckt über zwei Tage mit Übernachtung in Mailand recht gut geklappt hatte (bis auf manche Ladesäulen, die weder die Shell-Recharge-Karte oder überhaupt irgendeine Ladekarte akzeptierten), haben wir dieses Jahr das Unmögliche versucht: In zwei Tagen von Heidelberg nach Granada im Süden Spaniens, mit Übernachtung in Perpignan an der spanischen Grenze. Aus unseren vorigen Erfahrungen hatten wir gelernt: Den better Routeplanner auf einen leicht höheren Verbrauch konfiguriert, und jede vorgeschlagene Ladesäule vorher in der Shell-App prüfen, ob die denn auch funktionieren würde. Außerdem natürlich nur bis 80% laden, halt so wie es der better routeplanner vorschlägt.

Tja, was soll ich sagen: Little did we know… Spanien ist anders. Der erste Tag durch Deutschland und Frankreich bis Perpignan klappte ganz gut, wir fuhren gegen 6:00 morgens ab und kamen gegen 21:30 Uhr im Hotel an. Eine Ladesäule mit 11kW gab es 20 Minuten zu Fuß entfernt auf einem Lidl-Parkplatz und ein kleiner Spaziergang am Ende eines langen Tages (und am nächsten Morgen) tat uns ganz gut. Man muss wissen: Auch wenn das Auto „eTraveller“ heißt, beträgt die effektive Reichweite auf der Autobahn ca. 150 km (bis man Gegenwind hat. Und zwei Mal hatten wir heftigen Gegenwind und der eTraveller ist ja eine fahrende Schrankwand – da schrumpft die Reichweite auf unter die Hälfte dessen, was er direkt nach dem Laden behauptet (nämlich 280 – 310 km)). Das heißt jedenfalls, wir müssen ca. ein mal die Stunde für 15 – 20 Minuten Laden, und das ist für lange Strecken nicht ganz optimal. Aber wir hatten uns ja darauf eingestellt und fanden es ganz entspannt.

Spanien ist anders

Was unsere Entspannung allmählich in Stress umschlagen ließ, war die Tatsache, dass der better routeplanner in Spanien nicht funktioniert. Also er funktioniert schon, aber die vorgeschlagenen Ladensäulen funktionieren meistens nicht. Es gibt zwar schon einige Schnellladesäulen in Spanien (Wechselstromboxen noch viel mehr), aber drei Viertel davon laden nur mit 50 kW. Das verdoppelte natürlich unsere Ladezeit, aus 15 Minuten pro Stopp wurden 30. Und was wir schon letztes Jahr ab und zu in Italien erleben durften, dass die Ladekarten mit „not authorized“ abgelehnt wurden (oder die Säule überhaupt nur mal kurz piepte und dann nix weiter, oder erst gar nicht reagierte), das kam bei ca. der Hälfte der vorgeschlagenen Stopps vor.

Dann heißt es in der App Ausschau halten nach einer Alternative, und die ist natürlich selten direkt an der Autobahn. Überhaupt sind in Spanien fast gar keine Ladestationen auf Rastplätzen sondern bestenfalls an einer parallel verlaufenden Bundesstraße, gerne auch mal irgendwo, wo man sonst garantiert nicht hinfahren würde. Die schönstgelegene Ladestation fanden wir vor einem einsamen Hotel, ringsum auf Kilometer nichts als Landschaft und Orangenbaumplantagen. Warum, fragt man sich, baut da jemand eine Schnellladesäule hin und nicht da, wo die Leute auch langfahren? Und solche Umwege kosten natürlich zusätzlich Zeit.

Nun, je weiter wir von der Küste wegfuhren desto seltener wurden die Ladestationen. Dass wir wie vom Routenplaner vorgeschlagen die kürzere Strecke nahmen war ein Fehler, den wir auf der Rückfahrt nicht mehr machten, denn im Hinterland sind die Lademöglichkeiten noch dünner gesäht als an der Küste. Und es ist ja nicht so, dass langsame Stationen und abgelehnte Ladekarten die einzigen Probleme wären, das sind nur die ersten Hürden. Außer der Tatsache, dass manche Stationen gar nicht erst existieren (oder unauffindbar sind – das ist ja in Frankreich immer ganz nett, wenn eine Station auf einem Supermarktparkplatz eingezeichnet ist: Diese Parkplätze sind RIESIG und die Station nie da, wo die App sagt, sondern irgendwo anders. Da kurvt man schon mal zehn Minuten mit wachsender Verzweiflung hin und her bis jemand ruft: Ganz da vorne, da leuchtet was! Ach nee, das ist ein Münzstaubsauger. WTF? Warum gibt es in Frankreich und Spanien überall und nirgends Münzstaubsauger? Von Tankstellen ganz zu Schweigen. Spanien ist VOLL mit Tankstellen, aber nur ganz wenige haben eine Ladestation – und wenn doch, dann funktioniert sie meist nicht.) … also abgesehen davon sind sie auch mal direkt ganz ohne Strom (also schwarz und tot) oder haben ein hübsches handgemaltes „No disponible“ aufgeklebt. Ach und in Frankreich befinden sie sich Sonntags auch oft auf abgesperrten Firmengeländen.

…wenn sie wenigstens funktionieren würden!

Aber wenn das alles klappt, die Station existiert, wir haben sie gefunden, sie ist aktiv, sie funktioniert im Prinzip, sie mag die Karte, dann steckt man den Stecker ein und hofft und betet, dass die Station das Auto mag (oder umgekehrt). Das Auto blinkt grün, die Station sagt (in einer von vielen Varianten) „baue Kommunikation mit dem Fahrzeug auf“ und dann… und dann… und dann… leuchtet das Auto wieder weiß, die Station sagt „Verbindungsfehler“ oder gar nichts. Vielleicht verriegelt sie aber tatsächlich und man glaubt sich schon am Ziel, aber auch dann kommt es ab und zu vor, daß die Station einen Verbindungsfehler meldet oder bei 0 kW Ladeleistung stehen bleibt. Es ist ein Nervenkrieg.

So kommt es wie es kommen muss, man fährt weiter auf der Suche nach der nächsten Station, die wenigstens grob in der gewünschten Richtung liegt. Zwei Mal kam es vor, dass wir nach den dritten oder vierten Versuch mit 25 km Restreichweite bei der letzten Ladestation ankamen, die noch überhaupt erreichbar war – und die alten Männer, die auf der Terrasse vor dem Hotel ihr Feierabendbier genossen, schauten uns verständnislos an, warum so komische Alemán neben ihrem Auto stehen und lauthals jubeln. Beim ersten dieser beiden Male war tatsächlich ein spanisches eAuto an der Ladesäule nebenan angeschlossen (das kam danach nie wieder vor, außer bei Tesla – die haben ja ein eigenes Ladenetz und offenbar treffen sich dort gerne die Teslafahrer und machen Party). Ich hatte also die Fahrerin angesprochen und ihr mein Leid geklagt und um Tipps gebeten und sie zeigte mir ihr Handy: 15 oder 20 verschiedene Lade- bzw. Kartenapps! Sie empfahl mir electromaps und zwar aus folgendem Grund: Bei dieser App können die Benutzer Bewertungen und Kommentare abgeben, ob die Station funktioniert. Und da wird das Problem auch grafisch sichtbar: Stationen mit traurigen oder neutralen Smileys oder ganz ohne Smiley braucht man gar nicht erst anzufahren, und das sind mindestens die Hälfte. Ab da haben wir unsere Route mit electromaps manuell geplant – aber ganz wichtig: Erst die Kommentare lesen, denn ein lachender Smiley ist zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung dafür, dass die Station tatsächlich funktioniert.

App-Chaos

Aber selbst dann heißt das noch lange nicht, dass die Ladekarte akzeptiert wird, und man fragt sich: Warum zur Hölle machen sich die vielen verschiedenen Anbieter einen Spaß daraus, jeder eine eigene App zu entwickeln? Nachdem wir mit Iberdrola – einem großen spanischen Energieanbieter, auch viele Windräder haben das Iberdrola-Logo – gute Erfahrung an den 50 kW Stationen gemacht hatten, sind wir natürlich auch 150 kW Stationen angefahren. Die funktionieren aber samt und sonders nur mit der Iberdrola-App. Warum? Warum in Gottes Namen? Aber was will man machen… also mit mobilen Daten zehn Minuten lang die bescheuerte App runtergeladen und dann muss man sie natürlich konfigurieren. Ohne einen eigenen Account geht gar nichts (was soll das? Warum kann ich nicht einfach nur eine Kreditkarte hinterlegen?), also eMail, Vornahme, Nachname, Alter, Straße, Hausnummer, Wohnort, Land, Personalausweisnummer (WTF?), Haarfarbe (nee, das dann doch nicht), bei Acconia tatsächlich auch noch Foto des Personalausweises (HALLOOOOO? Ich will nur LADEN, ver… noch mal!) und ein Passwort, gerne mindestens zehnstellig mit Ziffern und Sonderzeichen (ich werd noch kirre, schon wieder 10 Minuten rum). Jetzt muss man auf die Bestätigungs-eMail warten und dann dort auf den Link klicken. „Sorry, Ihr Account wurde noch nicht aktiviert“. Wie jetzt, das mache ich doch gerade, dachte ich? Nein, geht nicht. Weiter zur nächsten Station.

Später auf einer Tour nach Malaga gab es dort eine Tiefgarage mit Iberdrola-Stationen, da hat dann meine Tochter, die fließend spanisch spricht, dort angerufen und die netten Menschen haben dann tatsächlich den Account aktiviert. Jetzt die Kreditkarte. Wo kann man die hinterlegen? Konto? Nee. Einstellungen? Nee. Ladepläne? Ah ja. Pay Per Use, genau, ich will EIN MAL Laden, nicht nach Spanien ziehen! Und da kann man auch Zahlungsmöglichkeiten hinterlegen, hurra. Jetzt will er die eTin der Kreditkarte. Verd… die wusste ich mal. Falsch. Herrgott, ich gebs auf.

Ich hatte dann die Kreditkarte später noch nachgetragen, nachdem mir meine eTin wieder eingefallen war und auf dem Heimweg kamen wir tatsächlich nochmal bei derselben Iberdrola-Station vorbei. Und dann wurde es richtig lustig. QR-Code der Station scannen, die App sagt: Aaalllsooo, zuerst mal reserviere ich 70 Euro von der Kreditkarte. Und ja, die Station kenn ich, willste den rechten oder den linken Anschluss? Rechts. Ok, bitte einstecken. Ladefehler. Aaarghhhh! Links. Die App kann keine Kommunikation mit der Station herstellen. Wie bitte? Rechts. Kommunikation mit dem Fahrzeug nicht möglich. Herr… noch mal! Links. Sorry, es gibt ein Problem mit ihrer Kreditkarte. Und eine Stunde später bekam ich eine Mail von Booking.com, über die wir das Hotel gebucht hatten: Meine Zahlung wäre von der Bank abgelehnt worden, womöglich sei meine Kreditkarte gesperrt. Bitte asap eine andere Karte hinterlegen, sonst wird das Zimmer storniert. Ein Glück, dass ich noch eine andere Karte habe und das Hotel ist auch zufrieden. Anruf bei der Bank, in der Tat, „eine komische Firma Iber… drula oder so in Spanien hat mehrere Transaktionen hintereinander durchgeführt, da hat die Betrugssoftware angeschlagen und vorsichtshalber die Karte gesperrt. Ja, wenn Sie tatsächlich in Spanien sind, das hört sich ja schlimm an mit den Ladestationen. Ja, ich entsperre Ihnen die Karte wieder und trage das ein, damit sie keine weiteren Probleme bekommen bis Sie wieder zu Hause sind.“ Und in der Tat mussten wir kurz danach mit einer anderen App an einer anderen Ladestation zahlen (die ebenfalls erst mal 70 Euro gesperrt hat, damit ich für 25 Euro laden konnte) und brauchten dafür natürlich auch die Kreditkarte.

Auf die Spitze getrieben hat die App-Liebe übrigens Tesla: Die Säulen haben nicht mal ein Display oder einen Kartenleser. Aber wie ich inzwischen erfahren habe, kann man die oft auch mit einem nicht-Tesla nutzen, wenn man die Tesla-App hat.

Man stelle sich vor, jede Tankstellenkette ließe einen den Diesel nur mit der jeweils eigenen App bezahlen!

Lade-Apps

Wer sich also auf die Reise durch Spanien begibt, dem empfehle ich, zuvor in aller Ruhe zu Hause zumindest die folgenden Apps zu installieren:

  • Electromaps (um funktionierende Stationen zu finden)
  • Iberdrola (zur Bezahlung von Iberdrola-Stationen über 50kW)
  • Wenea (wobei Wenea die meisten (auch mit Karte) funktionierenden Stationen hat!)
  • Enel X Way (die funktionieren immer nur mit App, aber sie funktionieren)
  • Tesla (siehe oben)
  • Acconia Mobility (selten, aber geht nur mit App)
  • Place to Plug (da funktioniert auch die App nicht richtig, aber es gibt ein paar Stationen, die nur damit gehen)
  • im2 (auch da blieb bei mir die App ganz hängen)

Ionity

Nun ja, auf jeden Fall brauchten wir für die Strecke durch Spanien dank all dieser Späße vier Stunden länger für die gleiche Entfernung wie zuvor durch Deutschland und Frankreich und kamen um drei Uhr Nachts in Granada an. Auf dem Rückweg hatten wir dazugelernt: Die Reichweitenangabe des Autos ist zu halbieren, dann sucht man die Station aus, die man mit dieser Reichweite noch schafft, dann sucht man eine davor aus und dann noch eine davor, und DIE fährt man dann an. Für uns hieß das: Alle 50 – 80 km runter von der Autobahn und an eine Säule. Und dann direkt wieder weiter, weil sie nicht geht. Aber wir haben ja noch Puffer. Auf diese Weise vermieden wir den Nervenkrieg und waren 2 Stunden schneller als auf der Hinfahrt, trotz des Umwegs entlang der Küste und heftigem Gegenwind. Aber nachts um eins im Hotel ankommen und morgens um 6 wieder weiter ist auch nicht wirklich lustig.

An der letzten spanischen Station vor der Grenze trafen wir an einer Ladestation… einen Deutschen. Na, auch so mutig, mit dem eAuto nach Spanien? Nee, er habe da kein Problem. Ah ja, wie macht er das? Naja, zuerst mal habe er 350 km Reichweite auf der Autobahn und dann fahre er immer Ionity und Iberdrola an, die funktionieren immer. Ha-HA! Zu Ionity kann ich auch noch eine lustige Geschichte erzählen. In der Tat akzeptiert Ionity fast immer die Ladekarte – falls die Säule in Betrieb ist. Ich hatte schon von der Fahrt nach Italien schlechte Erfahrungen mit Ionity gemacht, weil die gerne mal nicht so ganz wollen, aber meist gibt es ja mehrere davon nebeneinander und eine geht dann meist. Französischer Rastplatz: Die französischen Rastplätze sind ja nicht so wie die deutschen eine große betonierte Fläche auf der einen und Wiese auf der anderen Seite, sondern bestehen aus labyrinthisch angelegten, durch 30 cm hohe Bordsteine abgetrennte Wegchen, auf denen man kreuz und quer (aber immer nur in eine Richtung) über den Parkplatz kurvt, manchmal auch in großem Bogen wieder zurück. Auf jenem Rastplatz gab es angeblich zwei Gruppen von je vier Ionity-Säulen. Die erste haben wir dank der netten beschwänzten eAuto-Hinweisschilder auch schnell gefunden, nur leider ist eine davon ganz schwarz und eine andere leuchtet rosa, obwohl sie nicht besetzt ist – ein kurzer Blick zeigt, dass es eine von denen ist, die lieber den Quellcode als die Benutzeroberfläche zeigen. Die erste der beiden funktionierenden Säulen mag die Ladekarte nicht. Explizit „not authorized“. Das kam ja noch nie vor, aber es gibt ja noch eine weitere Säule. Die nimmt die Karte, aber nachdem sie laaaaannnnnggggeeeeee überlegt hat (Ionity-Säulen überlegen immer lange, auch wenn es am Ende klappt), meldet sie einen Kommunikationsfehler. Also machen wir uns auf die Suche nach dieser zweiten Gruppe von Ladesäulen, und dabei kommen wir richtig in den Genuß des französischen Rastplatz-Layouts. Nachdem wir zwei mal im Kreis gefahren sind, trauen wir uns doch, den verbotenen Weg zu nehmen, der laut google Maps zwar nicht in dieser Richtung durchfahren werden darf, aber doch irgendwie der einzige Zugang zu sein scheint. Und tatsächlich, vier Säulen leuchten in der Nacht. Nur funktionieren drei davon trotzdem nicht, erst die allerletzte erbarmt sich unser. Von acht Ionity-Säulen funktionierte genau eine.

Wallboxen

So viel zu den Schnellladestationen für die Langstrecke. In den Städten ist es aber doch bestimmt besser, oder? Granada hat 230.000 Einwohner und genau eine 50kW Station – und die funktioniert natürlich nicht. Außerdem gibt es ziemlich viele 11 kW Wallboxen – also zumindest in der App. Während in Rom tatsächlich jede eingezeichnete Wallbox funktioniert und am Straßenrand liegt (mann, war das bequem!), sind die meisten Wallboxen in Granada in Tiefgaragen – die meisten davon in Hotels, in die man als nicht-Hotelgast nicht rein kann. Oder sie sind außer Betrieb. So sind wir also am Tag nach unserer Ankunft auch durch Granada gekurvt auf der Suche nach einer Ladesäule und wurden nach vielen Versuchen schließlich in der Tiefgarage des El Corte Ingles fündig, des spanischen Kaufhofs – und die war sogar umsonst! Nur leider, leider nachdem wir das Auto abgestellt und angeschlossen hatten kam eine nette Angestellte und informierte uns darüber, dass in 5 Minuten 21:00 sei und die Tiefgarage dann schließe und wir müssten bitte wieder rausfahren. Was 15ct kostete, weil parken ist ja parken (wenn auch nur 10 Minuten) und ohne bezahltes Ticket keine Ausfahrt… Also wieder auf die Suche und schließlich wurden wir in der Tiefgarage eines Coviran-Supermarktes fündig: Zwei funktionierende 3,7 kW Stationen, von denen auch nur einer der vier Stellplätze durch einen Verbrenner belegt war! Und das Parkhaus hat 24/7 offen! Perfekt. Unser Auto war noch halb voll, also dürfte es morgen früh um 9 voll sein… Blöd nur, dass das Parken halt 1,50€ die Stunde kostet, kein Nacht- oder Wochentarif möglich, und wir also am nächsten Morgen (und an den Morgen danach, wenn wir tagsüber das Auto genutzt hatten) 18 Euro einwerfen mussten. Am letzten Tag waren diese Wallboxen dann auch außer Betrieb und der Parkwächter informierte uns, dass sie gewartet würden – ich vermute mal, die Techniker wurden stutzig, dass da tatsächlich jede Nacht Strom rausgeflossen ist, das kam wahrscheinlich bisher nicht vor…

Fazit

Wenn ich drei Wünsche frei hätte an die spanische Regierung (und wo wir schon dabei sind auch an die deutsche und französische und überhaupt das Europa-Parlament), dann rege ich an, dass für jede öffentliche Station folgendes gesetzlich vorgeschrieben sein möge:

  1. Sie muss jede Ladekarte und Bezahl-App anderer Anbieter akzeptieren oder eine direkte Bezahlung per Kreditkarte erlauben
  2. Sie muss frei zugänglich sein, das Abstellen des Fahrzeugs zum Laden muss 24/7 möglich und idealerweise kostenlos sein
  3. Sie muss technisch funktionieren und darf nicht defekt sein

Um diese Punkte zu realisieren, wäre eine europäisch einheitliche App zu entwickeln, bei der Benutzer melden können, wenn eine Ladestation einen der Punkte verletzt – und diese Meldung wird von Staats wegen weiter verfolgt mit zunehmenden Sanktionen im Wiederholungsfall oder bei ausbleibender Beseitigung des Fehlers, bis hin zur dauerhaften Auslistung der Station als öffentlich.
Ach und natürlich sollte die Anzahl von Schnellladestationen massiv ausgebaut werden. Aber das versteht sich ja von selbst. Eigentlich. Denn die Benchmark sollte nicht sein: Wenn ich genug Apps habe, komm ich irgendwie durch, sondern: Wenn die Ladestandsanzeige sinkt, guck ich nach Hinweisschildern. Eben so wie bei Tankstellen.

Ich bin gespannt wie Spanien mit dem Verbrennerverbot der EU umgehen wird.

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Über Thomas Rinneberg 21 Artikel
Diplom-Technomathematiker; Software-Architekt