Wertewandel in der Wendezeit

Solare Zeitenwende

Weiche vor der Brücke zur alten Welt
Autor: Jürgen Eiselt

Willkommen im solaren Anthropozän

Mit dem 9-Euro Ticket staunte die Bevölkerung nicht schlecht, dass es menschliche Grundbedürfnisse wie Mobilität zu bezahlbaren Preisen gibt.
Musste vorher für einen einfachen Besuch der Nachbarstadt in der nächsten Tarifzone meist pro Tag mehr bezahlt werden, als für das bundesweit gültige 9-Euro Monats-Ticket.
Genauso ungläubig schauten Menschen auf ihre oft um 2/3 reduzierte Stromrechnung, nachdem eine Photovoltaikanlage auf dem Dach Sonnenstrom produzierte und damit den Strombezug der erneuerbaren Heizung im Winter in relevanten Mengen gedrückt hat.

Durch Wärmepumpen und Infrarotheizungen die Energiewende stemmen

In Mehrfamiliengebäuden träumt die Mieterschaft davon, Strom und Heizung ebenfalls drastisch zu reduzieren. Eigentümergemeinschaften sind schon weiter. Denn die Investitionen rechnen sich schon jetzt, teilweise ohne Förderungen. Die wichtigsten Punkte für hohe Renditen liegen darin:

a) niedrige Investitionskosten

b) extrem verbrauchsarme Technik wird eingesetzt

c) spätere Wartungskosten gehen gegen NULL

d) teilweise kann auch der Ablesevertrag mit den Unternehmen gekündigt werden, welche die Messgeräte an den Heizkörpern abrechnen

e) Personalkosten für die Heizkostenabrechnung fallen komplett weg

f) in der Kombination mit Photovoltaik / Speicher / Schnittstelle zur E-Mobilität sinken die Verbrauchskosten (und CO2-Ausstoss!) nochmals.

So entsteht eine Gesamtenergieeinsparung von 3/4 der bisherigen Kosten für Hausstrom, Wärme und Mobilität. Durch Dämmungsmaßnahmen wird dieser Wert nochmals gesenkt. Der Immobilienwert steigt wie eine Rakete nach oben, da es in naher Zukunft keine anderen Heizungen mehr geben wird.

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Kein Cent mehr für Öl und Gas und fossilen Fernwärme bezahlen

Vor dem Jahr 2000 beruhte die Energieversorgung in Deutschland in drei streng getrennte Sektoren.
Die Einbahnstraße für den Energietransport vom zentralen Energieversorger Richtung Verbrauchsstellen sah so aus:
A. Strom kam vom Energieversorger
B. Wärme vom Gasnetz oder Ölhändler (früher auch Kohle vom Händler)
C. Benzin/Diesel von der Tankstelle

Alte zentrale Energieströme
Totale Abhängigkeiten von den Energielieferanten der Sektoren

Zentralistische Energie-Einbahnstraße Strom-Wärme-Verkehr aus Fachbuch „Energetisches Gleichgewicht“ Bild 3.2.4-3 Gebäudeenergie vor dem Jahr 2000

Diese drei Einbahnstraßen liefen problemlos nebeneinander. Und unabhängig. Wir müssen ja heizen und einen Stromanschluss haben. Jede/r zweite erwachsene Bewohner/in besitzt ein privates oder gewerbliches Fahrzeug.

Natürlich funktionierten die Einbahnstraßen auch bei den Geldströmen Richtung zentrale Energieversorger:
A. Zahlungen an Stromversorger
B. Zahlungen an Gasnetzbetreiber oder Öl- oder Kohlehändler
C. Zahlungen für Benzin/Diesel an der Tankstelle.

Wir befinden uns bereits in einer neuen Zeitrechnung. Solare Energieversorgung gehören Rechnungen für Öl- und Gashändler gehören der Vergangenheit an. Genauso ungläubig wie beim 9-Euro-Ticket zahlen Nutzer von erneuerbaren Energien gar nichts mehr: = 100 % (!), an die fossilen Energieunternehmen für den Ausbau der Öl- oder Gasheizung.
Photovoltaik mit Speicher senkt den Hausstrombezug aus dem öffentlichen Netz um durchschnittlich 70 %.
Natürlich benötigen die erneuerbaren Heizsysteme noch Strom aus dem öffentlichen Netz.

Seit der Einführung vom Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG von 2000) gibt es nun plötzlich Gegenverkehr – sowohl im Energietransport, als auch bei den Geldströmen.

Erneuerbare Heizungen
Erneuerbare Energiesysteme sorgen für ein energetisches Gleichgewicht

Bildquelle: Gebäudeenergie in einem solaren Anthropozän: dezentrale Energieversorgung in einer Energiezelle (eigene Grafik)

Nie wieder energetisch abhängig sein

Diese Einnahmequellen der arbeitenden und oft hungernden Bevölkerung der industriellen Revolution bedeuteten für die Fabrikbesitzer Geld = Umsatz = Gewinne = Macht. Kein kleines Unternehmen oder gar Privatpersonen besaß Ressourcen und ausreichend Kapital, um flächendeckende Wertstoffketten von Kohlegewinnung, Energieerzeugung, Transport und Abrechnung aufzubauen.
Auch der flächendeckende Transport über Eisenbahnzüge, Schienen, Bahnhöfe, später über LKW und das Tankstellennetz musste finanziert und organisiert werden.
Stromleitungen, Gasnetze oder Speicherungen finanzierten die großen Konzerne vor, um beispielsweise die energieintensiven Betriebe mit Energie zu versorgen, auch nachts. Dies begründeten sie nach dem zweiten Weltkrieg unter anderem mit der Notwendigkeit einer Grundlast-Bereitstellung für Industrie und Haushalte.
Doch Grundlast war und ist nur ein zusätzliches Geschäftsfeld, um höhere Umsätze zu generieren. Die absolute Abhängigkeit spülte reichlich Geld in die Kassen.
Nachdem die früheren Stromversorger den Kampf um Atomkraft am 16.04.2023 endgültig verloren haben und auch der Dieselskandal bei VW den Verbrenner-Motor in Verruf brachte, konzentriert sich die fossile Wirtschaft jetzt im Wärmebereich, um ihre Geschäftsmodelle wenigstens einigermaßen zu retten.

Ziel der Gas-Lobby war es das Versorgungsnetz zu retten. Daher wurden die Kommunen beauftragt Wärmeleitplanungen aufzustellen, um die Netze weiter als zentralistische Versorgungseinheit zu missbrauchen. Deshalb fand auch der Wasserstoff Einzug in das GEG, obwohl dies niemals wirtschaftlich betrieben werden kann.Doch der Aufbruch zu dezentraler und unabhängiger Energieversorgung ist unumkehrbar und eines der tragenden Säule der neuen solaren Zeitenwende.

Dezentrale Energieversorgung bedeutet Stärkung der Demokratie

Die erste rot-grüne Bundesregierung erstellte im Jahr 2000 das Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG). Der Hauptbestandteil vom EEG war, und ist heute immer noch für gewerbliche und private Investoren mit einer 20-jährigen EEG-Vergütung zu fördern. Ungefähr 2/3 der bisherigen Einnahme pro Haushalt verbleiben in naher Zukunft in den Haushaltskassen.
Mit der EEG-Vergütung gab es erstmals Möglichkeit durch Energieerzeugung Einnahmen zu generieren und Hausstrom selbst zu erzeugen. Das Jahr 2000 ist somit die Geburtsstunde der neuen Zeitrechnung und gleichzeitig das Ende der Geldruckmaschine durch fossile Brennstoffe.
Mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien wächst die Akzeptanz in der Bevölkerung, besonders durch die erheblichen Kosteneinsparungen. Denn die Kaufkraft steigt durch die anlaufende Konjunkturbelebung.
Unerwartet finden sich auch positive Veränderungen im sozialen Bereich. Bürgerenergiegemeinschaften gründen sich oft in gemeinnützigen Rechtsformen. Ausgezahlte Gewinne bleiben in der Organisation und in der Region.
Das Weiterlaufen vom Geschäftsmodell: „Wenige verdienen, alle anderen bezahlen“ hat ausgedient. Im neuen Zeitalter läuft es umgekehrt: Alle profitieren und geben nachfolgenden Generationen eine reale Chance, überlebensfähige Bedingungen vorzufinden.
Flächendeckende Dezentralität verdrängen die alten Energiestrukturen und beschleunigen den Zusammenbruch alter Geschäftsmodelle. Denn wenn die Kundschaft der alten Konzerne ihre Energie für Strom, Wärme und Mobilität selbst erzeugt, sinkt der Umsatz und Machteinfluss. Deshalb meiden die bisherigen Nutznießer der totalen Energieabhängigkeit dezentrale Strukturen wie der Teufel das Weihwasser.

Viel Luft zum Erreichen der Klimaziele

Die Bundesregierung muss sich an abgeschlossene Staatsverträge halten, unsere Verfassung verteidigen und natürlich Gesetze einhalten. Dies erwarten Regierungsmitglieder und Parlamentarier auch von der Bevölkerung.
Das Klimaschutzgesetz der Vorgängerregierung kassierte das Bundesverfassungsgericht ein und beauftragte die damalige GroKo-Regierung das Klimaschutzgesetz mit dem klaren Auftrag, das Klimaschutzgesetz so auszugestalten, dass nachfolgende Generationen eine lebenswerte Umwelt vorfinden. Die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen sind in §2 und §20a glasklar vorgegeben. Doch das halbherzige „Update“ liegt auch nicht auf dem Pariser Klimaschutzpfade von unterhalb 2-Grad Temperaturerhöhung.
Genau dieses Gesetz will die Ampel-Regierung aufweichen, statt zu verschärfen. Das Pariser Klimaschutzabkommen ist ein völkerrechtlich verbindlicher Staatsvertrag.
Bestes Beispiel ist die Weigerung von FDP-Verkehrsminister Wissing, trotz gesetzlicher Verpflichtung wirksame Sofortmaßnahmen zur CO-Reduzierung im Verkehr einzuleiten. Bundeskanzler Scholz deckt den Rechtsbruch. Siehe auch Sendung „Extra 3“ vom 27.04.2023 ab Minute 16:30. Elemente von einem Staatsversagen durch Rechtsbruch, bzw. Rechtsbeugung sind erkennbar. Entsprechende Klagen von NGO liegen dem Bundesverfassungsgericht bereits vor.

Politische Realsatire

Der Expertenrat der Bundesregierung stellte am 22.08.202 mehr als eindeutig fest, dass die Bundesregierung die Lücke in der Reduzierung der Treibhausgase nicht schließen kann. Die Ziele zu erreichen  gibt aber das Klimaschutzgesetz, ein wegweisendes Urteil vom Bundesverfassungsgericht, der völkerrechtlich verbindliche Staatsvertrag zum Pariser Klimaschutzabkommen und ganz besonders das Grundgesetzt §2 und §20a verbindlich vor.

Im Zusammenhang mit der nachweislich falschen Behauptung zum GEG, dass dieses ein „Heizungsverbotsgesetzes“ sei, schüren Klimaleugner im Bundestag die Angst der Menschen, dass sie am 1.1.2024 ihre funktionierende Gasheizung rausreißen müssen, und dass mit gefühlt 100.000 € an Kosten konfrontiert.
CDU-Vorsitzender Merz sagte im ARD-Morgenmagazin vom 27.04.2023 ernsthaft, dass wir genug Zeit für eine Umstellung haben. Das Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) kann auch bis 2025 gestreckt werden, da wir erst 2045 „klimaneutral“ sein müssen. Das ist eine eiskalte und brutale Lüge. Solche unverantwortlichen und nicht belastbaren Phrasen können wir in der angespannten Lage nun überhaupt nicht gebrauchen.
NEIN! Wir haben keine 20 Jahre, noch nicht mal 10 Jahre. Wie eng es werden könnte zeigen die Veröffentlichungen von den ca. 20.000 Wissenschaftler:innen von Scientists For Future. Sie belegen klar und unmissverständlich: Die Aufgabe Klimarettung ist mehr als ambitioniert, aber notwendig. Angesichts der Konsequenzen ist es besser jetzt massiv aktiv zu werden, als später zu jammern: „Hätten wir nur früher angefangen“.

Bis 2030 müssen wir alle Sektoren umgestellt haben
Energiewende bis 2030 ist machbar – siehe www.energiewende-2030.de . Technik, Flächen und Finanzierungen sind vorhanden.

Quelle:
Hinweis: Der völkerrechtlich gültige Staatsvertrag vom Pariser Klimaschutzabkommen bestimmt, dass die Welt „…deutlich unter 2 Grad“ bleiben muss. Somit liegt die gesetzliche Planke bei 1,5 Grad bis ca. 2028. Das sind nur noch 5 Jahre.

Wenn Merz, aber auch Teile der FDP, glaubt ein paar Zehntel Prozente in den Wahlumfragen mehr zu erhalten, so spielt Merz nicht nur an den Grundfesten der Demokratie. Die ohnehin schon niedrige Vertrauenswürdigkeit der Politik tritt er mit Füßen. Zudem überschreiten wir das 2-Grad-Limit deutlich. Wir leben dann in einer neuen Welt, die genau das Gegenteil von Wohlstand, sozialen Frieden, Gerechtigkeit und Vollversorgung mit Lebensmittel, Trinkwasser und Energie bedeutet. Niemand will in so einer Welt leben.
Ob wir es wollen oder nicht. Um die gesetzlich vorgegebenen Werte zu erreichen, müssen wir bis 2030 in allen Sektoren auf Erneuerbare Energien umgestellt sein. Flächen, Technik und belastbare Finanzierungswege sind vorhanden. Wie das realistisch funktioniert beschreibt die neue Klimaallianz „Runder Tisch“.
Für die wirklich indiskutable Aussage von Merz gibt es nur zwei potentiell mögliche Gründe:
1) Er kennt tatsächlich nicht die wissenschaftlich belegte Dringlichkeit sofort und massiv mit allen Ressourcen die Energiewende in allen Bereichen umzusetzen, oder 2) er verschweigt dies und wiegt die Bevölkerung in eine scheinbare Sicherheit.
Will er uns ernsthaft Trinkwasserknappheit, Dürren, Stürme, und besonders extreme Hitzetage hinterlassen?
Eher weniger. Bleibt also nur noch die vorsätzliche und verheerende Verharmlosung der unbequemen Wahrheit. Das erzeugt aber bei den meisten Menschen Ängsten, die durch üble Desinformationskampagnen von Verbänden wie „Zukunft Gas“, „Haus und Grund“, den Leit- und Boulevardmedien sowie den Klimaleugner in CDU/CSU und FDP erheblich verstärkt werden.
Auf jeden Fall haben Merz und Finanzminister Lindner keinen Plan, wann und wie die Klimaziele erreicht werden. Ebenfalls fehlt jede Fantasie, wie die Energierechnungen der Bevölkerung durch eine vernünftige und wirtschaftlich sinnvolle Politik tatsächlich schnell runtergehen. Abwarten und alles verschieben ist genau die falsche Strategie. Das hat schon auf der Schauspielbühne bei „Warten auf Godot“ nicht funktioniert.
Wie in der Satire- und Comedy-Sendung „Die Anstalt“ (ZDF vom 25.04.2023) dargestellt, arbeiten Netzwerke der Klimaleugner mit Industrielobbyisten zusammen, um ihre Geschäftsmodelle und deren Gewinner weiter zu betreiben.
Fakten spielen bei CDU-CSU / FDP keine Rolle. Ihre Botschaften sind darauf ausgerichtet Zeit zu gewinnen, um ihre Machenschaften weiter zu betreiben wie bisher.
In der Fernsehsendung wurde beispielsweise klar, warum E-Fuels keine Lösung sind. Auch Wasserstoffheizungen mit Wasserstoff in den Transportleitungen gibt es aktuell genauso wenig wie die aufwendige und wirtschaftlich desaströsen Wasserstoffinfrastruktur für Heizen in Wohngebäude.
Dieser grundsätzliche Konflikt um die Hoheit Energie zu erzeugen und zu verteilen führte zum erbitternden Widerstand der letzten Bundesregierungen sowie der aktuellen Opposition durch CDU/CSU und FDP, als Teil der Bundesregierung!
Besonders krass ist die Verdummung der Bevölkerung mit faktenfreien Behauptungen, die durch nichts belegt sind. Im Gesetz (Entwurf) ist es nachweislich belegbar, dass es im Gebäudebestand keine Verbote geben soll.
Mehrere FDP-Mitglieder sprachen auf ihrem Parteitag im April 2023 von einem „Heizungsverbotsgesetz“, obwohl diese Fake-News mehrere Ampel-Bundestagsabgeordnete im Bundestag diesen Begriff mehr als eindeutig widerlegten. Auch Horror-Investitionskosten für Dämmung und Fensteraustausch gingen in die abenteuerliche Rechnung einiger CDU-Abgeordneten ein, obwohl dies bei jeder neuen Heizung sicher geprüft wird. Das darf aber auf gar keinen Fall einzig der Wärmepumpe zugeordnet werden.

Die erneuerbare Wärmewende ist die Sahnetorte

Teile der Politik und Wirtschaft verschweigen, warum es die 65 %-Erneuerbare Energien-Vorgabe gibt, wenn neue Heizungen installiert werden.
Da sowohl Wärmepumpen, Splitgeräte als auch Infrarotheizungen strombasiert sind, muss selbstverständlich auch der Strompreis in eine Vergleichsberechnungen einfließen. Anhand eines 1-2 Familien-Referenzhauses wird angenommen, dass durchschnittlich 1.179,20 € für Strom und 2.100 € für Gasneukunden bezahlt werden. Zusammen: 3.279,20 € im Jahr.
Denn eine Photovoltaikanlage mit Stromspeicher reduziert den bisherigen Hausstrom um durchschnittlich 70 %, den Betriebsstrom für Wärmepumpe oder Infrarotheizungen um mindestens 50 %. Der Winterbetrieb ist einberechnet. Quellen: Informationen und Videos der Landesenergieagentur Hessen (LEA).
Weitere Alternativen wie Solarthermie, Wärmepufferspeicher, Effizienzmaßnahmen wie Innenraumdämmungen oder Einbau programmierbarer Heizungsventile, senken den kostenpflichtigen Stromnetzbezug nochmals.

Installierte erneuerbare Kombinationssysteme
Erneuerbare Kombinationssysteme reduzieren die Energierechnungen um 70%. Das gilt für Hausstrom, Heizung und jetzt auch um Elektrofahrzeuge zu laden Bild: eigene Aufnahme

Mit Photovoltaik ergibt sich eine neue jährliche Kostenbelastung für Strom und Wärme -zusammen – von nur noch 1.023,76 €. Denn mindestens 65 % Anteil an erneuerbaren Energien bedeutet auch 2/3 an Kosteneinsparungen! Grundlast gibt es nicht mehr.
Genau diese 2/3 fehlen den fossilen Gaskonzernen in naher Zukunft. Das ist existenzbedrohend, nicht nur wegen der Disruption.

Mehr bezahlen und dann noch vielleicht frieren?

Im weiteren Gasbetrieb ist zu beachten, dass über mindestens 20 Jahre Lauf- und Betriebszeit Unsummen für Gas bezahlt werden muss, während kein Watt Strom eingespart wird. Das Lieferausfallrisiko für Gas bleibt weiterhin extrem hoch. Natürlich entsteht auch weiterhin CO, dass in wenigen Jahren nicht mehr aus den Heizungen kommen darf.
Durch Preissteigerungen für Strom und Gas muss in wenigen Jahren damit gerechnet werden, dass nach dem Einbau fossiler Heizungen die Ausgangslage von 3.279,20 € schnell wieder erreicht wird. Dies wird als Preisparität bezeichnet und vor allem durch die weitere Fixierung am Gas und keine Änderung beim Hausstrom ausgelöst. Diese Fakten gelten auch für skurrile Wasserstoff-Träumereien, die Stand zweites Quartal 2023 mindestens das 5-fache an Kosten vom Erdgaspreis verursachen.

Dürfen Energieberater überhaupt noch Gasheizungen empfehlen?

Bei einem Einbau von neuem Öl oder Gasheizungen stellen sich die Sinn-Fragen:
1. Warum wird nicht über die Enteignung der Betreiber von neuen Gasheizungen gesprochen? Immobilienwerte sinken drastisch, wenn bei einem Hauskauf erst noch eine erneuerbare Heizung eingebaut werden muss.
2. Was bringt es, wenn eine Investition für eine neue Gasheizung dazu führt, dass die Kosten in kurzer Zeit noch höher sind als vor der Investition? Denn mindestens die Gaspreise werden in Kürze wieder explodieren.
3. Die Abhängigkeit von den Energielieferanten für Strom und Wärme praktisch nicht gemildert wurde?
4. Gaslieferungen können ausfallen und die fossile Heizungsanlage läuft länger, als im neuen Gebäude-Energie-Gesetz vorgesehen. Das gilt auch für Gas als Energiequelle für einen Spitzenlastbrenner. Müssen denn nicht die Energieberater:innen Ihre Kunden sachlich und fachlich hierüber aufklären?
5. Warum die 65 % Regel aktuell kaum angewendet und durchgerechnet wird, obwohl 2/3 oder mehr der Kosten eingespart werden?
Experten-NGO wie der „Verbraucherzentrale Bundesverband“ (Frau Ramona Popp in der Frankfurter Rundschau vom 29.04.2023 im Artikel: „Nicht überstürzt handeln“) warnen daher dringend davor, eine neue Gasheizung anzuschaffen, auch nicht als Hybrid- oder Spitzenlastheizung. Energieberater:innen, die weiterhin noch fossile Energiesysteme empfehlen, müssen sich auf spätere rechtliche Schadensansprüche einstellen.

Energieberatungen im solaren Zeitalter

Die Fokussierung auf die Wärmepumpe verzerrt unheimlich, während Lösungen verschwiegen werden, als wenn erneuerbare Systeme ein Top-Staatgeheimnis wären. Denn es existieren reichlich erneuerbaren Alternativen für Öl- und Gasheizungen, sowie für Nachtspeicheröfen. Nahwärmenetze mit Erneuerbaren Energien als Energiequelle sollten als Lösungsansatz für Kühlen, Heizen und Strom sparen endlich der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Früher fokussierte ein/e Energieberater/in die Kundenempfehlung auf Effizienzgewinne, beispielsweise durch Maßnahmen mit anschließender Brennstoffreduzierung. Das führte dazu, dass auch heute noch die energetische Sanierungsquote nach einer „energetischen Sanierung“ im Bestand stagniert, keine relevante CO-Einsparungen zu verzeichnen sind und ganz besonders unangenehm: manche Energieberatungen waren und sind genauso überteuert, wie nutzlos. (Energieberatertest: „Spezial Mai 2012 – Energie sparen“, – Stiftung Warentest / Energiefachbuch „Energetisches Gleichgewicht“ Kapitel 3.4.2: Sektor Wärme – Gebäudeenergie).
Heute stehen erst einmal grundsätzliche Fragen für eine Energiewende-Beratung im Raum wie:
1. Welche Alternativen gibt es?
2. Geht das auch bei mir?
3. Wer kann mir vorab fachlich qualifizierte und neutrale Informationen dazu geben?

Eine auf diese Vorgaben abgestimmte Kampagne hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ins Leben gerufen mit der DBU-Kampagne: “Zukunft Zuhause – Nachhaltig sanieren“. Dort steht neutrale und kompetente Erstansprache absolut im Vordergrund.

Neue Energieberatung-Strukturen
Neues zentrales Instrument der Energiewende-Beratungen ist die Erstansprache  Bildquelle: eigene Grafik

Neues Erfolgskonzept „Energie-Erstansprache“

Wahrscheinlich kennen viele Leser:innen die Situation, dass Lösungen für geringere Strom- und Heizungskosten gesucht werden, aber von der Fülle der Ergebnisse in Suchmaschinen eher Frust entsteht, statt einen einigermaßen guten Link zu finden.
Das gilt für die Mieterschaft von Mehrfamiliengebäude genauso wie für Eigentumswohnungen- und private Gebäude.
Es geht konkret darum die fossilen Heizungen im Keller so schnell wie möglich rauszuwerfen. Natürlich wird immer darauf geachtet, dass niemand friert oder kein heißes Wasser hat.
Mit dem Modell „Energieflatrate“ für Mehrfamiliengebäude zieht zum ersten Mal soziale Gerechtigkeit in den Mietwohnungsmarkt ein. Denn eine Fixierung der Mietsumme auf Jahre, mit gleichzeitig integrierter und garantierter Energieversorgung, ist eine absolute Premiere und wie das 9-Euro-Ticket ein epochaler Durchbruch.
Auch steht der Mieterschaft die neue Option Steckermodule (auch Balkonkraftwerke genannt) zur Verfügung. Damit reduziert sich der Strombezug aus dem öffentlichen Stromnetz nochmals um durchschnittlich 10 %. (Quelle Fachbuch „Energetisches Gleichgewicht“ – Seiten 69 und 74)
Dabei sind Gebäude nach dem Baujahr 1977 meist schon so gut ausgestattet, dass umfassende Hüllendämmungen kaum nötig sind  (siehe auch Vortrag – Herbstforum Zukunft Altbau Wärmepumpe ab Minute 31:00h). Wenn überhaupt, dann sollten sinnvolle Dämmungsmaßnahmen nur nach einem Sanierungsplan umgesetzt wird, der auch nur Teilbereiche umfassen kann.
Selbst im Altbau mit Erstellung vor 1977 ist nicht in jedem Haus eine Wärmepumpe oder Fußbodenheizung nötig.
Auf jeden Fall sind hohe Sanierungskosten mit vielen gleichzeitigen Maßnahmen nur in ganz seltenen Fällen gerechtfertigt. Auch in diesen Fällen sind Teilzahlungen, Härtefalllösungen mit Förderungen, Contracting oder andere Lösungen möglich. Meist werden notwendige Dämmungsmaßnahmen auf längere Zeiträume aufgeteilt.

Wertewechsel in der energetischen Wendezeit

Auf der Gewinnerseite steht die Demokratie und die Bürgerschaft. Denn nicht mehr Wohlstand durch Anhäufung von materiellen Dingen stehen im Vordergrund. Auch die gedankenlose Nutzung von Konsumgütern wandelt sich in ein werteorientiertes Umdenken, wie zum Beispiel in eine echte Kreislaufwirtschaft.
Werte werden schon immer in Bildungseinrichtungen, besonders in Schulen vermittelt. Neue Vorgaben durch die Kultusminister sind dringend angesagt. Denn viele Jugendliche kennen jeden Preis einer Ware, aber keine sonstigen Werte, wie beispielsweise Müllproblematik oder was sonst unter einem 1-Euro-T-Shirt steckt.
Nach Vorträgen in Schulen stellen sich überraschende Erkenntnisse ein: der Wissenstand zu Klimaschutz und den fatalen Konsequenzen durch Abwarten, sind bei den Kindern noch lange nicht so hoch, wie das durch die „Fridays For Future“-Aktivitäten vermuten lässt.
Auch die Lehrerschaft ist oft dankbar, über sie endlich einmal diese Themen fachlich neutral vorgestellt bekommen haben. NGO berichten hierüber https://schoolsforfuture.net/de/ genauso, wie die Diskussion in den sozialen Medien – mit dem Hashtag: #Diensteiddilemma.

Fazit:

Mit dem Wertewandel in der Wendezeit wechseln wir in das neue solare Zeitalter. Dies bringt uns Unabhängigkeit, Versorgungssicherheit, erhebliche Kosteneinsparungen und endlich den notwendigen Schub für relevante CO-Einsparungen. An alten zentralen Strukturen festzuhalten ist genauso kontraproduktiv, wie der Versuch ein totes Pferd zu reiten.

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Über Juergen Eiselt 15 Artikel
Klimaaktivist von Anfang an - erste Demo gegen Kohlekraftwerke schon Anfang der 1980er Jahre - Ausbildung: - Projektmanager für erneuerbare Energien, inklusive Energieberatungsausbildung - Berufserfahrungen: - Photovoltaikplanungen, Vertrieb und Energieberatungen vor Ort - Kommunikation: Energiefachbuchautor / Publizist - Vorträge und Präsentationen rund um Klimaschutz und erneuerbare Energien - Unterstützung von Umwelt- und Klimaschutzverbände