Die Ozeane können uns nicht mehr lange retten

Todeszonen im Ozean

Die Weltmeere haben seit den 70er Jahren unglaubliche 93% der menschengemachten Erwärmung aufgenommen. [1] Allein 2020 haben sie noch einmal 20 Zettajoules mehr Wärme aufgenommen als im Rekordjahr 2019 [2], das ist der 4-fache Energiebedarf der Menschheit! [3] Dies hat mehrere Folgen: Zum einen sind Plankton, Quallen, Schildkröten und Seevögel bereits um 1100 km nach Norden gewandert [1]. Vor allem aber vermischt sich warmes Oberflächenwasser immer weniger mit kaltem Tiefenwasser – mit dramatischen Folgen:  Der Sauerstoffgehalt der Meere hat in den letzten 50 Jahren bereits um 2% abgenommen (zum Vergleich: Bei einem um 4% geringeren Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre herrscht akuter Sauerstoffmangel [4] ) und dies führt zur sogenannten Todeszonen, in denen kaum noch Leben möglich ist [5]: Im offenen Meer sind in den letzten 50 Jahren 4,5 Millionen km2 solcher Zonen hinzugekommen und an den Küsten wurden mehr als 500 Zonen mit weniger als zwei Milligramm Sauerstoff pro Liter registriert (große Bereiche in der Ostsee, im Indischen Ozean, im Schwarzen Meer und vor der US-Golfküste). Neben dem Ausstoß von Lachgas, einem hochpotenten Klimagas [6] führt dies zu geringerer Sauerstoffproduktion für unsere Atemluft – denn mehr als die Hälfte unseres Luftsauerstoffs wird vom Pflanzenplankton der Meere erzeugt, sie sind die wahre Lunge der Erde [7].

Außerdem haben die Ozeane seit 1980 ca. ein Viertel des CO2-Ausstoßes aufgenommen; und dieses wandelt sich beim Kontakt mit Wasser in Kohlensäure um, weshalb die Meere immer saurer werden: Der pH-Wert ist bereits um 0,1  gesunken [8]. Zum Vergleich: Bei Übergang zum Erdzeitalter des Trias vor 252 Millionen Jahren sank der pH-Wert der Meere um 0,7 – und 96% aller Meeres- und 70% aller Landlebewesen starben [9]. Die heutige Rate der Versauerung ist dieselbe und behindert die Bildung der Kalkschalen von Korallen, Muscheln und Pflanzenplankton [1], das dann keinen Sauerstoff mehr produzieren kann.

Aber es gibt zwei Lösungen: Marine Permakultur und Olivin. Marine Permakultur [10] unterbricht die Schichtung des Wassers, indem durch erneuerbare Energien betriebene Pumpen kaltes, nährstoffreiches Wasser aus 100m Tiefe auf Plattformen pumpen, welche 25m unter dem Meeresspiegel hängen. Dort siedelt sich schon nach wenigen Tagen Phytoplankton an, gefolgt von Seetang und Fischen. Der Seetang absorbiert pro m3 mehr CO2 als der tropische Regenwald – und wenn die Pflanzen sterben, transportieren sie dieses CO2 in die Tiefsee, wo es für Millionen von Jahren gebunden bleibt.

Funktionsprinzip der marinen Permakultur [10]
Olivin [11] ist eines der häufigsten Gesteine der Erde, ein Vulkangestein, welches die Eigenschaft hat, der Kohlensäure Wasserstoffionen zu entziehen. Dadurch entsteht basisches Bicarbonat, welches der Versauerung entgegenwirkt und schlußendlich von kalkbildenden Lebewesen in Kalkstein umgewandelt wird. Das Olivin wiederum wird zu Magnesium und Silikatgestein und sinkt ebenfalls auf den Meeresgrund. Um diesen Prozess in Gang zu setzen, muss das Olivin zerkleinert und an Stränden ausgebracht werden, wodurch diese grünlich werden. Den Rest erledigen die Wellen.

Chemischer Ablauf der Olivin-Verwitterung
Chemischer Ablauf der Olivin-Verwitterung [11]
Beide Projekte lassen sich in einem Maße skalieren, dass eine signifikante CO2-Reduktion erreicht werden kann. Mit Olivin müsste z.B. nur 0,14% der Erdküste behandelt werden, um die globalen Emissionen auszugleichen, und es ist die billigste Form der Kohlenstoffabscheidung überhaupt – aber es würde Geld kosten, nämlich 2/3 des Militärhaushalts der USA. [12] Leider fehlt beiden Projekten noch die finanzielle und politische Unterstützung, um in globalem Maßstab angewendet zu werden.

  1. https://www.br.de/klimawandel/ozeane-weltmeere-erwaermung-co2-klimawandel-100.html
  2. https://www.scinexx.de/news/geowissen/ozeane-erreichen-rekordtemperaturen/
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Größenordnungen_der_Energie
  4. https://www.komnet.nrw.de/_sitetools/dialog/4577
  5. https://www.scinexx.de/news/geowissen/klimawandel-verstaerkt-schichtung-der-ozeane/
  6. https://www.scinexx.de/news/geowissen/den-ozeanen-geht-die-luft-aus/
  7. https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/journal/alte-theorie-von-phytoplankton-wachstum-gekippt-860
  8. https://www.deutsches-klima-konsortium.de/de/basisfakten/11-ozeane.html
  9. https://www.scinexx.de/news/geowissen/saure-ozeane-schuld-an-mega-massenaussterben
  10. https://www.climatefoundation.org/what-is-marine-permaculture.html
  11. https://www.projectvesta.org/science
  12. https://energiewende.eu/klimawandel-fantastische-loesungen/#Bessere_Verwitterung_von_Gestein

Diesen und weitere Artikel finden Sie unter https://energiewende.eu/kurzinfos

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