Behauptungen zur Windkraft – Grundwasser

Waldsee

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Behauptung

Öl und andere giftige Komponenten können insbesondere bei einem Unfall auslaufen und das Trinkwasser kontaminieren. Auch beim Bau selbst wird der Grundwasserspiegel abgesenkt, wenn die riesigen Fundamente gegossen werden.

Diskussion

Gebiete, die der Gewinnung von Trinkwasser oder der Speisung von Oberflächengewässern dienen, sind in Deutschland durch das Wasserhaushaltsgesetz (WHG, §§ 51 und 52) geschützt. Diese Gebiete sind in drei Schutzzonen unterteilt (1):

  1. Zone I umgrenzt das Wasserwerk in einem Radius von 50 m. Hier ist jede Tätigkeit verboten, die nicht im Zusammenhang mit der Trinkwassergewinnung steht. Dementsprechend sind auch Windenergieanlagen in diesem Bereich untersagt.
  2. Zone II soll das Trinkwasser vor Verunreinigungen schützen und sicherstellen, dass Regenwasser durch den Boden gefiltert werden kann. Sie umfasst einen Bereich, in dem das Wasser 50 Tage oder weniger bis zur Entnahmestelle benötigt (oberirdisch oder unterirdisch). Auch in diesem Bereich ist die Errichtung von Windenergieanlagen in aller Regel untersagt. Bei Nachweis, dass weder die Baumaßnahmen noch der Betrieb eine Gefährdung der Reinigungsfunktion der Bodenschichten darstellen, kann in extrem seltenen Fällen eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden.
  3. Zone III reicht von den Grenzen der Zone II bis zu den oberirdisch oder unterirdischen Wasserscheiden, ab denen aufgrund der Fließrichtung kein Wasser mehr zur Entnahmestelle gelangen kann. Diese Zone soll das Grundwasser vor chemischen oder radioaktiven Verunreinigungen schützen. Baumaßnahmen sind in dieser Zone grundsätzlich erlaubt, sofern kein Eintrag von schädlichen Substanzen erfolgt. Da Windenergieanlagen eine Fundamentfläche von nur 350 qm haben (so viel wie 2-3 Einfamilienhäuser, welche in der Zone III ebenfalls zulässig sind) (2) und außerdem keine Medienleitungen (Wasser, Öl, Abwasser, Gas,…) nötig sind, sowie keine grundwassergefährdenden Baustoffe eingesetzt werden, ist eine Errichtung grundsätzlich zulässig. Allerdings kann gefordert werden, dass das Risiko eines Eintrags von Schadstoffen durch entsprechende Maßnahmen minimiert wird. Dies sind z.B. getriebelose Anlagen die kein Schmiermittel benötigen oder/und Auffangwannen für Löschwasser und Mineralöle. (3) Sofern ein solches Sicherheitskonzept vorliegt, werden die Anlagen in der Regel genehmigt. (4) Es ist anzumerken, dass in der Zone III auch Landwirtschaft zulässig ist, und viel zu oft eine Verunreinigung des Trinkwassers durch Nitrat durch Überdüngung wegen Massentierhaltung erfolgt – nicht durch Windkraftanlagen. (5)

Die Maßnahmen für WEA zum Schutz des Trinkwassers gehen weit über das hinaus, was für den Kohlebergbau getan wird – dieser verursacht eine großflächige Senkung des Grundwasserspiegels, von den Zerstörungen der Landschaft und ganzer Dörfer gar nicht zu reden. (6) Bei Steinkohlebergbau kommt oft auch eine Absenkung der Böden hinzu, so dass dauerhaft Wasser abgepumpt werden muss. Ohne diese Pumpen würde ein Fünftel des Ruhrgebietes unter Wasser stehen, darunter dicht besiedelte Gebiete (7), (8).

Fazit

Für Windenergieanlagen gelten dieselben Beschränkungen wie für andere Bauwerke – sie sind nur in Schutzzone III erlaubt, daher auch nicht schädlicher für das Grundwasser als andere Gebäude.

Quellen

  1. Campen, Cathrin. Fachbeitrag | Windenergieanlagen in Wasserschutzgebieten. [Online] : Blog ErneuerbareEnergien.NRW, 21.12.2016. https://www.energieagentur.nrw/blogs/erneuerbare/beitraege/windenergieanlagen-in-wasserschutzgebieten/.
  2. Pro Windkraft Niedernhausen. Flächenbedarf, Boden, Geologie. Niedernhausen : Pro Windkraft Niedernhausen, 2018. https://www.prowindkraft-niedernhausen.de/niedernhausen/fl%C3%A4chenbedarf/.
  3. Kaps, Rainer. Faktenpapier Sicherheit von Windenergieanlagen. Wiesbaden : Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, 2018. https://www.energieland.hessen.de/bfeh/giessen_06_06_2018/Faktenpapier_Sicherheit_Windenergieanlagen_2018.pdf.
  4. Bonhagen, Andrea. Land muss umstrittenen Taunuskamm-Windpark erlauben. [Online] : hessenschau.de, 24.07.2020. https://www.hessenschau.de/wirtschaft/land-muss-umstrittenen-taunuskamm-windpark-erlauben,urteil-windkraft-taunuskamm-100.html.
  5. Süddeutsche Zeitung. EuGH verurteilt Deutschland wegen zu viel Nitrat im Grundwasser. [Online] : Süddeutsche Zeitung, 21.6.2018. https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/europaeischer-gerichtshof-verurteilt-deutschland-nitrat-grundwasser-1.4025538.
  6. umwelt.nrw. Grundwasser und Bergbau. [Online] : Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, 2020. https://www.umwelt.nrw.de/umwelt/umwelt-und-wasser/grundwasser/grundwasserschutz/grundwasser-und-bergbau/.
  7. Mader, Thomas. Warum das Ruhrgebiet ohne Pumpen eine Seenplatte wäre. [Online] : WAZ. https://www.waz.de/region/rhein-und-ruhr/wenn-die-pumpen-stillstaenden-id12358775.html.
  8. Wikipedia. Ewigkeitskosten. [Online] : Wikipedia, 2020. https://de.wikipedia.org/wiki/Ewigkeitskosten.

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